Nach dem einen Jahr Praktikum durfte ich Versuch Nummer 2 starten und eine Berufsausbildung beginnen. Als Detailhandelsfachfrau in einem Elektronikgeschäft. Die Arbeit mit den technischen Geräten gefiel mir. Neue Kameras, TV’s, Handys usw. ausprobieren, mich über allerlei Fachwissen zu informieren, neue Dinge lernen. Die Kundenberatung hingegen hat mir weniger Freude bereitet und ich war jeden Abend total ausgelaugt, müde, energielos. Zum Glück waren da zwei Mitarbeiter, mit denen ich mich sehr gut verstanden hab und ich habe auch von ihnen viel Verständnis und Geduld erhalten, wenn ich mal wieder am struggeln war. Die Schule war auch in Ordnung, mal ohne Mobbing und ich habe zwei, drei Freunde gefunden.
Doch dann änderte sich wieder alles.
Ich war kurz vor dem zweiten Lehrjahr, als ich von meinem Chef zu einem Standortgespräch eingeladen wurde. Das Standortgespräch diente aber nur als «Lockvogel», denn ich traf da nicht nur meinen Chef an sondern auch zwei völlig fremde Menschen. Zu dritt sassen sie dann auf der einen Seite vom Tisch und ich auf der anderen Seite. Ich wusste nicht, wie mir geschieht, als er mir ein Kündigungsschreiben über den Tisch gleiten lässt. Wie fies, ich konnte nicht mal meine Eltern informieren oder jemanden mitnehmen an dieses Gespräch.
Ich alleine gegen drei. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich da nicht viel dazu gesagt hab. Ich war damit Beschäftigt meine Tränen zurück zu halten. «Bloss nicht losheulen, das gibt sonst Angriffsfläche, du bist nicht Schwach!» dröhnte es in meinem Kopf und ich liess alles über mich ergehen.
Der Grund? Könnt ihr euch noch an die Rückenschmerzen in Blog 2 erinnern? Das waren keine Verspannungen. Das war ein Bandscheibenvorfall. Natürlich habe ich sehr oft meinen Arzt besucht deswegen aber er hat mich damals im Praktikum und auch danach während der Ausbildung lediglich krank geschrieben für 1-2 Wochen. Kein CT, kein genauerer Untersuch. Letztendlich hat er mir dann direkt ins Gesicht gesagt, er habe das Gefühl ich sei zu Faul um zu Arbeiten. Vermutlich hat er es nicht für möglich gehalten, dass eine 16 jährige Teenagerin einen Bandscheibenvorfall haben kann.
Wegen den vielen Absenzen wurde ich dann aus meiner Ausbildung befördert. Ohne vorheriges Gespräch, ohne Vorwarnung. Da stand ich also wieder. Ohne einen Job und ohne eine Chance, gleich im Anschluss eine neue Berufslehre zu finden. Der Witz an der ganzen Sache ist, damals wusste ich noch gar nicht, dass es die Bandscheiben waren. Dies haben wir erst 3 Jahre später erfahren, als ich 19 Jahre alt war und ich werde wegen dem Rücken die nächste Praktikumsstelle verlieren. Das wusste ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht.
Ich habe schon wieder verloren. Grosse Verzweiflung machte sich breit, vorallem die Selbstzweifel. Ich hatte Angst wieder ins Borderline zu fallen, welches mich vor noch nicht langer Zeit über zwei Jahre hinweg begleitet hat. Ich habe mich da schon stark damit auseinander gesetzt, ob und wie ich mir mein Leben nehmen soll und ich war nach der Kündigung erneut an diesem Punkt angekommen.
Bitte nicht schon wieder!
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